Mediation

Jeder Einzelne strebt nach individueller Entfaltung. Oft genug geraten wir dabei an Grenzen, nämlich dort, wo sich Berührungspunkte mit der Individualität oder der Interessensphäre anderer ergeben. Konflikte sind heute mehr denn je Teil unserer alltäglichen Erfahrung. Es fällt uns allerdings nicht leicht, einen Konflikt auszuhalten und vor allem fällt es uns schwer, einen Konflikt dauerhaft zu lösen. Am liebsten verdrängen wir Konflikte, so lange wie möglich. 

Mediation ist ein Verfahren zur Vermittlung in Konflikten, bei dem der Mediator oder die Mediatorin[1] die Streitbeteiligten darin unterstützt, eigenverantwortlich zufriedenstellende Lösungen für ihre Situation zu finden.

Das Besondere an Mediation – im Vergleich zu anderen Ansätzen zur Beilegung von Streitigkeiten – ist die Beteiligung eines neutralen Dritten, des Mediators, der im Verfahren allen Parteien in gleicher Weise zur Seite steht. Der Mediator stellt den Konfliktparteien einen geschützten Rahmen zur Verfügung, in dem sie ihren Konflikt eigenständig und einvernehmlich lösen können. Dabei unterscheidet sich Mediation beispielsweise von einem Schlichtungsverfahren dadurch, dass der Mediator nicht nur eine neutrale, sondern eine allparteiliche Rolle einnimmt. Das bedeutet, der Mediator fördert alle Konfliktparteien in gleicher Weise darin, ihre Interessen und Bedürfnisse ins Verfahren der Mediation einzubringen. Ziel ist es dabei, eine für alle Beteiligten konstruktive und daher tragfähige und nachhaltige Lösung zu erarbeiten. Das steht im Gegensatz zu Streitschlichtungsverfahren, bei denen es in der Regel darum geht, einen Kompromiss zwischen den Konfliktparteien zu schließen. Kompromisse haben allerdings oft den Nachteil, dass zumindest eine der Parteien ihre Interessen nur ungenügend umsetzen kann und daher die hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Konflikt später wieder aufbricht

Auch Mediation bietet keine Garantie für die endgültige Lösung eines Konfliktes in jedem Fall. Mediation ist allerdings immer eine wertvolle Gelegenheit, mehr Klarheit in die Umstände eines Konfliktes zu bringen. Besonders in verfahrenen Situationen, in denen sich die Beteiligten oft nichts mehr zu sagen haben, kann eine Mediation – auch wenn sie nicht sofort die gewünschte Lösung bringt – Veränderungen hervorrufen, die sich im Laufe der Zeit konstruktiv auf die Beziehung der Beteiligten auswirken können.

Und Mediation bietet noch zwei weitere, vielversprechende Ansätze: Menschen können lernen, dass es prinzipiell möglich ist, in Selbstverantwortung Lösungen für Konflikte zu entwickeln, und Menschen können lernen, Konflikte als bereichernd für persönliches Wachstum zu begreifen. Beides sind für jeden, der diesen Prozess einmal selbst erlebt hat, vollkommen neuartige und sehr befreiende Erfahrungen, die Mut machen und das Vertrauen in sich selbst und das Leben stärken.

[1] Zugunsten der besseren Lesbarkeit verwende ich im Folgenden die Bezeichnung „Mediator“, die natürlich die weibliche Form miteinschließt.