MEDIATION ist Ausdruck eines neuen Bewusstseins. MEDIATION steht sinnbildlich für ein Bewusstsein, das Konflikte als lösbar, als Quelle für positive Veränderungen im Zusammenleben von Menschen ansieht.
MEDIATION ist Ausdruck eines neuen Bewusstseins: Menschen haben das Potential, Konflikte nicht nur im Streit, sondern auch konstruktiv auszutragen. Jeder Konflikt kann zur Quelle positiver Veränderungen im Zusammenleben von Einzelnen oder einer Gemeinschaft werden.
Das neurobiologische Fundament dieses Bewusstseins wurde bereits vor Jahrmillionen gelegt. An einem Punkt in der Evolution des Menschen etwa 1,9 Millionen Jahre vor der Gegenwart ereignete sich ein Entwicklungsschub, dessen Ursache oder Zweck bis heute nicht geklärt ist: Im Zeitraum von vor etwa 1,9 Millionen bis vor etwa 200 000 Jahren verdreifachte sich die Gehirnmasse der Vorfahren des Homo sapiens. Eine ähnliche rasante evolutionäre Entwicklung gab es, abgesehen von Delphinen, bei keiner anderen Spezies.
Einer paläoanthropologischen Theorie zufolge diente diese erhebliche Vergrößerung des Gehirns in einer evolutionsgeschichtlich derart geringen Zeitspanne dem Zweck der Kultivierung eines positiven Sozialverhaltens. So gesehen ist Mediation als Verfahren zur konstruktiven Lösung von Konflikten eine wichtige Stufe in der Entwicklung menschlichen Bewusstseins.
Wenn auch die biologische Evolution des Menschen abgeschlossen ist[1], bedeutet das nicht, dass Gleiches für die Entwicklung unseres Bewusstseins gilt. Bewusstsein in biologischer Hinsicht ist eine immens komplexe Errungenschaft. Alle Vergleiche mit der Rechenleistung eines Computers, die in den Medien oder in der populärwissenschaftlichen Literatur gerne vorgenommen werden, hinken weit hinter der tatsächlichen Leistung dessen hinterher, was unser Bewusstsein allein bei der Bewältigung unseres gewohnten Alltags vollbringt. Ganz abgesehen davon, dass unser zentrales Nervensystem als „physiologisches Agens“ eben gerade nicht mit einem bloßen Rechen- oder Speicherprozessor vergleichbar ist. Wie die neurobiologische Forschung in den letzten 20 Jahren gezeigt hat, sind das menschliche Gehirn und der menschliche Geist plastische, entwicklungsfähige Systeme, deren „Einzigartigkeit … wir mit wissenschaftlichen Mitteln allein nie völlig werden verstehen können.“[2]
Ausschnitt aus Michelangelos Die Erschaffung Adams in der Sixtinischen Kapelle. Der Hintergrund, vor dem Gott dargestellt ist, hat eine mehr als flüchtige Ähnlichkeit mit einem Schnitt durch das menschliche Gehirn. Ein ausführlicher Vergleich findet sich in F.L. Meshberger, „An Interpretation of Michelangelos Creation of Adam Based on Neuroanatomy“, Journal of the American Medical Association, 264, (1990), S. 1837-1841[3]
[1] Friedemann Schrenk, Professor für Paläobiologie am Forschungsinstitut Senckenberg und Direktor des Zentrums für Interdisziplinäre Afrikaforschung der Universität Frankfurt, in einem Vortrag in Kaufbeuren am 26. Oktober 2007
[2] Gehirn und Geist – Wie aus Materie Bewusstsein entsteht, G.M. Edelman u. G. Tononi, C.H. Beck, München 2002
[3] Ebenda